Natürlich hatte ich einen Plan vor Ostern. Ich als Andrea Sulzer habe immer einen Plan – samt einer umfangreichen Liste mit ToDo’s. Der Plan war, mit Schwung ins 2. Quartal 2025 zu starten. Viele Events, Seminare und Teambuildings begleiten zu dürfen. Viel unterwegs zu sein. Indoor, outdoor, österreichweit und auch viel zu Hause. Garten genießen und pflegen, aufblühen und den Sträuchern beim Wachsen zusehen. Blumen pflücken, Osterdeko im Haus verteilen, die längeren und wärmeren Tage genießen – und in aller Ruhe den alljährlichen inneren und äußeren Frühjahrsputz zu absolvieren.
Wie so oft im Leben kommt alles anders als geplant. Ganz anders.
Am 21.3. vormittags durfte ich bei sonnigem Wetter und frühlingshaften Temperaturen (was sonst am 21.3. – Frühlingsbeginn) mit meinem Lebensgefährten beim Kaffee sitzen und mich des Lebens erfreuen. Am selben Tag hatten wir nachmittags ein Teamprogramm mit einer bayrischen Gruppe zu absolvieren. Es war ein wunderbarer Tag, der sich nicht nach Arbeit anfühlte und der mit einem gemeinsamen Abendessen auf der Sonnenalm mit der lieben Gruppe endete. Beim Rücktransfer um ca. 23:15 Uhr von der Alm nach Schladming hatten wir einen Autounfall, bei dem ich schwer verletzt mit dem Hubschrauber ins UKH Salzburg geflogen wurde und mein Lebensgefährte verstarb.
In diesem Moment steht die Welt still – und dreht sich doch weiter.
Als Mensch können wir sehr flexibel sein und auf die Herausforderungen des Lebens positiv reagieren und sie annehmen. Allerdings ist es an solchen schwarzen Tagen sehr schwer, etwas Buntes, frühlingshaftes und warmes zu finden.
Die Betroffenheit, die Unfassbarkeit und das Unbegreifliche sind groß – für mich, für meine Kollegin und Freundin Johanna, für alle Angehörigen und für unser großes (und großartiges) Netzwerk.
Einmal mehr bewahrheiten sich all meine (sonst so schlauen) Sprüche … Schritt für Schritt gehen | das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht | die Zeit heilt alle Wunden | die kleinen Schritte sind so wichtig | nichts bringt einen besser voran am Weg als eine Pause …
All diese „Weisheiten“ hätte ich am liebsten laut weinend mit meinen Krücken erschlagen und verschwinden lassen.
Aber das hätte nichts geändert. Und es ändert auch nichts anderes etwas an der traurigen Tatsache.
Die Frage nach dem „Warum“ ist eine heimtückische Falle, die zuschnappt und einen nicht mehr loslässt (zudem sie keine Antworten gibt).
Es ist immer das, was man daraus macht.
„Was daraus machen“ … ich mache kleine Fortschritte (und auch Rückschritte) und feiere mich an guten Tagen für das Aufstehen und das Streichen des Frühstückbrotes. Ich hätte niemals gedacht, wie viel mir diese Art von Selbständigkeit bedeuten kann. Ich füttere meine Katze, gehe allein duschen und kann mich mittlerweile allein anziehen.
All diese „Selbstverständlichkeiten“ (mir ist schon klar, dass es so manchen von euch schräg vorkommt, dass man sich fürs Aufstehen feiert) sind mittlerweile so wertvoll für mich geworden und ich wünsche mir von Herzen, dass ich mir diese Dankbarkeit beibehalten kann. Wo wäre die Menschheit, wenn jede(r) am Morgen dankbar dafür ist, dass er aufstehen kann …
Das Netzwerk rund um mich hält zusammen, unterstützt mich und sich gegenseitig und ich bin unendlich dankbar dafür. Ich erhalte Blumen, Genesungswünsche, Unterstützung, positive Worte und wundervolle Gesten von nah und fern – auch das ist unfassbar und nahezu unbegreiflich – und rührt mich tagtäglich zu Tränen.
Dieses Miteinander bekommt so viel mehr an Bedeutung.
Und immer wieder die Fragen „Muss wirklich etwas schlimmes passieren, damit alle zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen? Braucht es immer traurige Anlässe, um zu merken, wer aller für uns da ist?“
Ich bin am Weg zurück! Dafür habe ich mich aktiv nach 4 Tagen Intensivstation entschieden. Meine Gemeinschaft, mein positives Umfeld, meine Freunde tragen mich auf diesem Weg. Diese Tatsache ist mir bewusst geworden und berührt mich zutiefst. Seit gestern weiß ich, dass ich nochmals ins Krankenhaus gehen werde, um mich einer Wirbelsäulen-Operation zu unterziehen. Ich werde auch das schaffen. Weil ich stark bin und von meinem Umfeld gestärkt werde.
Es ist immer eine Frage der Einstellung – das „predige“ ich seit Jahren im Seminarraum. Und nun erlebe ich es selbst. Ich bin sehr dankbar, dass ich es erleben darf.
Wählen wir unsere Sicht- und Denkweise bewusst. Es wird uns helfen und unterstützen. Entscheiden wir uns bewusst. Für uns. Für unser Leben. Für die Menschen um uns, die unser Netzwerk bilden.
Unser Wille wird Berge versetzen!
Ich freue mich, euch mit den neuen bzw. aufgefrischten Erkenntnissen (und einer „neuen“ Wirbelsäule) bald wieder zu sehen! Wir sind und bleiben ein Team – IN A TEAM! Danke für eure Treue und euren Support!
Josi, wir vermissen dich!